Der WOW-Day

(Waldorf-One-World-Day)

 

Unsere Schüler*innen engagieren sich für Kinder in aller Welt – am WOW-Day, dem „Waldorf-One-World-Day“. Mit Ein-Tages-Jobs und Sponsorenaktivitäten sammeln die Schüler*innen Geld für Waldorf-Projekte in Ländern, in denen der Staat und die Familien nicht genug Einkommen haben, um ihre Kinder in die Schule zu schicken … oder für Projekte, die Straßenkindern eine sinnvolle Beschäftigung bieten. 

Seit vielen Jahren sind unsere Schüler*innen am WOW-Day aktiv. In den letzten Jahren konnten sie jeweils 10.000 Euro sammeln und damit verschiedene Projekte unterstützen.

 

Die Aktionen

Ein-Tages-Jobs
Die Schüler*innen suchen sich eine/n Arbeitgeber*in, bei dem sie einen Tag lang für einen Lohn, den sie vorher aushandeln, arbeiten können. Sie helfen zum Beispiel in Betrieben oder Supermärkten aus oder helfen der Nachbarin oder dem Nachbarn in Haus und Garten.

Der Sponsorenlauf
Die Schüler*innen suchen vor dem WOW-Day Sponsoren, die bereit sind, für eine gelaufene Runde einen bestimmten Betrag – meist ein bis fünf Euro – zu bezahlen. Am WOW-Day selbst geht es nun darum, auf der abgesteckten Rundstrecke möglichst viele Runden zu laufen. Je mehr die Schüler*innen laufen, desto mehr Geld wird gespendet. Und damit waren sie bisher sehr erfolgreich: zuletzt kamen über 11.000 Euro an Spenden zusammen.

Die Sponsoren-Müllsammelaktion
Diese Idee hatte eine Schülerin, die für die Spenden auch noch etwas Nützliches tun wollte. In Kooperation mit der Stadtreinigung, die uns Müllsäcke und Schutzhandschuhe zur Verfügung stellt und die gefüllten Säcke dann auch entsorgt, haben Schüler*innen schon in mehreren Jahren am WOW-Day diese Aktion durchgeführt – mit großem Erfolg, denn zuletzt konnten sie auf diese Weise 10.000 Euro an Spenden einsammeln.

 

Die Projekte

Kolumbien: Waldorfpädagogik in Nachbarschaft der Bandidos Criminales

Die Corporación Educativa y Social Waldorf (CES) in Bogotá bietet Menschen aus den Elendsvierteln unter vor der alltäglichen Gewalt sicheren Bedingungen einen Kindergarten, familiäre Betreuung und Beratung, ein Schul- und Freizeitprogramm an Nachmittagen sowie medizinische Versorgung. Seit dem Jahr 2002 konnte mehr als 1.000 Kindern und Jugendlichen und deren Angehörigen geholfen werden.

Es konnte ein Haus gebaut werden, das seit 2004 den Kindergarten und eine Nachmittagsschule für Kinder zwischen 6 und 16 Jahren beherbergt.

Zwei Gruppen – 66 Kinder zwischen 2½ und 4½ Jahren – werden zwischen 8 und 16 Uhr von drei Erzieher*innen und zwei Helfer*innen im Kindergarten betreut. Sie bekommen Frühstück, Mittagessen und eine Zwischenmahlzeit, bevor sie nach Hause gehen. Außerdem haben sie und die Eltern hier Raum, Fragen zu stellen und ihre Bedürfnisse zu äußern.

Familienunterstützung ist ein wichtiges Thema. Zusätzlich gibt es auch Bildhauerei, Theaterarbeit, Musik und Nachhilfeunterricht als Angebote. Von großer Bedeutung ist das medizinische Versorgungszentrum, da gerade die Kinder in den Barrios häufig an Atemkrankheiten leiden und als Erwachsene oft früh Alterskrankheiten bekommen.

300 Kinder werden in der Regel pro Jahr durch das CES betreut und versorgt. Doch die Folgen der Wirtschaftskrise zwangen die Einrichtung, im Jahr 2009 nur noch 200 Kinder aufzunehmen. Daher ist es von großer Wichtigkeit, dass wir dieses waldorfpädagogische Zentrum in Bogotá durch Spenden weiterhin unterstützen können.

 

Tansania: Wir haben die Chance zu leben

In Dar es Salam existiert seit 1997 die Hekima Waldorfschule, die heute 170 Schulkinder zählt, 20 % davon Waisenkinder. In Tansania ist die Ausbildungssituation bisher sehr schlecht, große Klassen mit 100 Kindern sind nichts Ungewöhnliches. Fast ein Drittel aller Kinder erlangt keinen Grundschulabschluss.

Seit 2006 gibt es das Waisenprogramm der Hekima Waldorfschule. Mit Hilfe von Patenschaften können so von Jahr zu Jahr mehr Waisenkinder auf die Waldorfschule gehen. Jedoch kommen auf jedes Waisenkind in Hekima hunderte andere, die aus finanziellen Gründen nicht aufgenommen werden können.

Den Kindern, die in Hekima tatsächlich zur Schule gehen können, steht ein vielfältiges Angebot zur Verfügung. Neben Kisuaheli wird als Zweitsprache Englisch gelehrt. Neben Besuchen in Museen, um den Schülern die Geschichte Tansanias nahezubringen, werden Ausflüge veranstaltet, u.a. zu einer biologisch-dynamischen Farm im Landesinneren. Diese umfassende Schulausbildung ist nicht nur bestrebt, die Kinder in der Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins zu bestärken, sondern kann auch stolz resümieren, dass unter den Abschlüssen ihrer Schulabgänger oftmals die besten von Tansania zu finden sind.

 

Israel: Lernen für den Frieden

In Shfa’ram, einer arabischen Stadt im Norden von Israel (Galiläa), gibt es seit 2003 eine arabische Waldorfinitiative: mit bereits drei Kindergärten und einer Waldorfschule – das Olivenbaum-Projekt, „Tamrat el Zeitoun“. Hier begegnen sich im Kindergarten wie auch in der Schule mit insgesamt 155 Kindern Beduinen, Muslime, Christen und Drusen – sie spielen und lernen gemeinsam. Während der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern immer größere und grausamere Ausmaße annahm, entschied sich der in Shfa’ram geborene erfahrene Lehrer Mazan Ayoub für die Gründung einer arabischen Waldorfschule. In der Praxis sah der Plan vor, dass in der Unterstufe die Unterrichtssprache Arabisch sein solle, um den Kindern eine Entwicklung in ihrem eigenen kulturellen Zusammenhang zu ermöglichen.

Mit vielen Fragen war die Schule zu Beginn konfrontiert: Wie bringt man die schwierige arabische Schrift den Kindern bei? Wie geht man mit den großen Unterschieden zwischen gesprochener und geschriebener Sprache um? Soll das Rechnen in arabischer Schrift unterrichtet werden? Kunst als Methode an einem Ort, wo Kunst bisher kaum eine Rolle spielt? Im Vertrauen auf das Potential der Waldorfpädagogik und trotz aller Vorbehalte wurde die Schule begründet.

Eine Herausforderung für die Lehrer*innen bleibt, die Schule trotz arabischer Gewohnheiten kollegial zu führen. Die Schule ändert Gewohnheiten, gerade wenn eine Tendenz in einem Land da ist, Religionen zu trennen oder Frauen in den häuslichen Bereich zurückzudrängen: die Feste aus drei Religionen werden daher gemeinsam gefeiert. Überwiegend Klassen- und Fachlehrer*innen unterrichten und führen die Schule.